Elektrisches Phantom - Die preußische E.S. 4

Für den in Aussicht genommenen elektrischen Betrieb bestelle die KPEV eine Anzahl elektrischer Probelokomotiven, was seinerzeit nicht unüblich war. Darunter auch eine 1'D1' Schnellzuglokomotive, die genaugenommen für die Strecke Lauban—Königszelt gedacht war. Der fahrzeugtechnischer Teil wurde von Krauß in München hergestellt und anschleißend am 15. Juni 1912 ^[1] an die AEG in Berlin verschickt, wo umgehend mit dem Einbau der elektrotechnischen Ausrüstung begonnen wurde^[2].

1913 wurde die Lok bei der Betriebswerkstätte Leipzig der K.ED Halle in Dienst gestellt ^[3], was angesichts der noch nicht an das elektrische Netz angeschlossenen Betriebswerkstätte in Leipzig nur formal erfolgt sein kann. Für eine Erprobung kam nur die Strecke Dessau—Bitterfeld in Frage. Ob bei den Inbetriebnahmefahrten die durch das mechanische Antriebskonzept bedingten Schüttelschwingungen - was sehr wahrscheinlich ist - auftraten oder die Lok schlicht anbetrachts fehlender Verwendungsmöglichkeiten abgestellt wurde, kann nur vermutet werden. Da offensichtlich ernsthafte laufwerkstechnische Probleme bestanden, ist es unwahrscheinlich, dass die Lok je nach Schlesien umgesetzt wurde. Im Quartalsbericht I/1923 der Rbd Halle wird die ES 4 unter Bemerkungen zum Betriebsbericht ^[4] zusammen mit ES 1, 5, 6 und EG 501 als ausgemustert genannt, was nicht anderes heiß, daß sie sich zu diesem Zeitpunkt auch in der Direktion Halle befand.

Ellok pr. ES 4 für die K.ED Halle ohne elektrische Ausrüstung bei Krauß

Quellen

1. ↑Krauß, 8107 Kam. ELVII. El.Lok No.24.: Hauptabmessungen und Gewichte des mechanischen Teils der 4/6 gek. 1D1 Elektrolokomotive der K.Pr.E.V. K.E.D. Halle E.S No.4.
2. ↑K.ED Halle: Schreiben 25H1.II.12 176. (Baubericht 07/1912) Elektrische Zugförderung Magdeburg - Bitterfeld - Leipzig- Halle vom 1. August 1912. GprStA I. HA Rep. 93 E, Nr. 6850
3. ↑(K.)EZA: Verzeichnis der elektrischen Lokomotiven und Triebgestelle der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnverwaltung, handschriftlich geführt 1916-1924.
4. ↑Rbd Halle: Schreiben II.25.Nr.II. 2592/23.Tm.22. (Quartalsbericht I/1923) vom 30. April 1923 an das RVM, BArch R5/16063

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